Über viele Jahre habe ich mich mit Erkenntnissen über die besondere Bedeutung des Nackens für das menschliche Wohlbefinden befasst. Hier nun möchte ich den aktuellen Stand meines Wissens dazu mit Euch teilen. Im Fokus steht dabei die Kopfgelenktherapie nach Picard, die meines Erachtens effektivste Methode, um körperliche Stressmuster zu entladen.

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Im Jahr 2000 lernte ich in den USA mit Alphabiotics eine simple, aber recht effektive Methode kennen, bei der mit einer 1-minütigen Behandlung am Nacken Stressmuster des gesamten Körpers entladen werden können. 2005 ließ ich eine Atlasprofilax-Korrektur vornehmen und reiste daraufhin nach Asien, wo ich mehrere Osteopathen und Chiropraktiker meinen Nacken anfassen ließ, um mich dann an ihren sprachlosen Gesichtern zu erfreuen – sie hatten bei einem Erwachsenen einfach noch nie so entspannte Nackenmuskeln gefühlt. Auch mit Vitalogie machte ich Bekanntschaft. Doch all diese Ansätze konnten mir nicht befriedigend erklären, warum der Bereich des Nackens bei praktisch allen Menschen eine energetische und strukturelle Schwachstelle ist. Außerdem war bald deutlich, dass keine dieser Methoden ein dauerhaftes Ergebnis erzielen konnte. So sagen z.B. Vertreter von Atlasprofilax gern, dass die von ihnen durchgeführte Korrektur dauerhaft sei, aber das stimmt in der Praxis schlichtweg nicht.

Kopfgelenktherapie nach Robert Piccard

Vor Kurzem lernte ich Robert Picard kennen, dessen akribischer Forschergeist es ihm ermöglichte, eine tiefgründige Hypothese über die Asymmetrie des menschlichen Kopfes zu erstellen, die gleichzeitig die Grundlage einer sehr einfach anzuwendenden Methode ist, die über bisherige Behandlungen im Bereich Genick/Atlas hinausgeht. Er hat mit seiner Kopfgelenktherapie einen Weg ermöglicht, eine fundamentale Irritation im menschlichen Körpergefühl dauerhaft zu neutralisieren.

Durch seine Forschung an Hunderten von Schädeln von frühzeitlichen Hominiden bis zu modernen Menschen kann Robert Picard seine These, dass alle aufrecht gehenden Menschen einen asymmetrischen Verlauf bei einem der acht Zungenbeinmuskeln aufweisen, dem Digastricus, eindrucksvoll untermauern. Diese Asymmetrie hinterlässt messbare Spuren in der asymmetrischen Struktur des menschlichen Schädels.

Während Primaten symmetrische Gesichts- und Schädelstrukturen aufweisen, hat der aufrecht gehende Mensch immer unterschiedlich große Augenhöhlen, unterschiedliche Abstände zwischen Mastoid und Jochbein und sehr häufig eine kleinere linke Gesichtshälfte.

Dies mag ein Co-Faktor für bestimmte körperfeindliche Aspekte patriarchaler Gesellschaftsstrukturen sein. Die linke Körperseite wir ja allgemein als die weibliche betrachtet. In der Geschichte des christlichen Abendlandes wurden auf Kunstwerken Dämonen zumeist auf der linke Seite eines Gemäldes dargestellt, Heilige dagegen auf der rechten Seite. Rechtschaffen, den rechten Weg einschlagen oder jemanden linken sind nur einige der sprachlichen Formen, die auf das Misstrauen gegenüber der linken Körperseite hinweisen. Frauen mussten früher in Kirchen auf der linken Seite sitzen. Linkshändigkeit galt lange als Zeichen dämonischer Einflüsse und auch in der Nazi-Ideologie hieß es, dass ein Arier mit rechts schreibt.

Die Menge an Vermessungsdaten menschlicher Schädel, die Robert Picard gesammelt hat, ist wirklich eindrücklich, und eine andere schlüssige Erklärung für diese vielen Manifestationen der Asymmetrie des Kopfes habe ich noch nie gehört. Vor allem aber wirkt die von ihm verwendete Methode der Korrektur mit deutlich fühlbaren Ergebnissen.

Durch einen sanften manuellen Einfluss kann der linke Digastricus-Muskel so umgelagert werden, dass er wie der rechte verläuft, wodurch unmittelbar das Kopfgelenk entlastet wird, die Beweglichkeit des Kopfes zunimmt und angenehme Aufrichtungsreflexe durch den Nacken und den Brustbereich gehen. Sekundär führt dies auch zu einer Korrektur der Stellung des Atlas. Der große Unterschied im Vergleich zu Atlaskorrekturen liegt aber darin, dass mit der Asymmetrie des Digastricus der Faktor identifiziert ist, der die Atlasproblematik verursacht. Damit geht auch die Erkenntnis einher, dass die durch eine Korrektur gewonnene Symmetrie verlorengehen kann. In der Kopfgelenktherapie nach Robert Picard wird deshalb vermittelt, wie man selbst manuell die Symmetrie des Digastricus wiederherstellt. Dies bringt eine mit anderen Methoden nicht erreichbare Verlässlichkeit und Präzision in die Erleichterung des menschlichen Genicks.

Bild: jesse orrico on Unsplash

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