In der Praxis ist der Ansatz der Befreiten Ernährung so gewählt, dass er einige bei vielen Menschen bewährte Prinzipien beinhaltet, aber auch mit einer tiefen Anerkennung des Mysteriums des Lebens und der Notwendigkeit individueller Freiräume in der Ernährungsgestaltung.

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Befreite Ernährung ist nicht die perfekte Ernährung für den Menschen. Sie ist vielmehr eine Möglichkeit, den eigenen Körper tiefer spüren zu lernen, was u.a. die Auswirkung haben kann, dass man nicht mehr nach der perfekten Ernährung sucht. Die Einfachheit dieser Idee kann manchmal überfordernd sein, wie ich aus dem Feedback vieler Buchleser und Newsletter-Abonnenten entnehme. Deshalb werde ich in einfach nochmal auf die Basics der Befreiten Ernährung eingehen.

Säule 1: Intermittierendes Fasten

Stellen sie sich vor, ein Löwe müsste eine ordentliche Portion Fleisch fressen, um die Kraft zu haben, ein Tier zu jagen. Eine etwas problematische Reihenfolge unter natürlichen Lebensumständen.

Körper von Säugetieren werden durch Nahrungsnüchternheit in einen Aktivitätsmodus versetzt, der sie befähigt, Nahrung zu finden. Während der Nahrungsnüchternheit finden auch viele Regenerationsprozesse statt, die während der Assimiliation von Nahrung nicht oder nur eingeschränkt funktionieren können, u.a.:

  • Die Regeneration der Dünndarmschleimhaut, die gerade mal so dick ist wie Seidenpapier und viel Zeit ohne Nahrung braucht, um sich zu reparieren. Leaky Gut (geschädigte, d.h. undichte Darmschleimhaut) und eine eingeschränkte Serotoninproduktion des Bauchhirns, also der vielen Neuronen, die wir ja im Dünndarm haben, sind zwei typtische Folgen von einer Tagesgestaltung ohne Zeiten der Nahrungsnüchternheit
  • Die HGH-Produktion wird durch Hunger aktiviert. HGH (Wachstumshormon oder „Human Growth Hormone“) benötigen wir zum Erhalt von Knochendichte und Muskelmasse und generell für Regeneration Sirtuine, zellreparierende Proteine, werden praktisch nur in Phasen der Nahrungsnüchternheit produziert.

Morgens wäre es sinnvoll, nicht gleich zu essen, auch nicht grüne Smoothies, Lubrikatoren oder Superfood-Müslis.

Einen Tee nach persönlicher Vorliebe oder andere hochwertige, eher warme Flüssigkeit zu trinken und dann zunächst eine Weile mit nüchternem Magen aktiv zu sein, ist die Basis der Befreiten Ernährung.

Dies erlaubt einen ganz anderen Start in den Tag, als Nahrungsaufnahme vor der Aktivität.

Natürlich gibt es keine Regeln darüber, wie lange diese nüchterne Phase anhält. Für Menschen, die bislang fünf Mahlzeiten gewohnt sind oder die leicht frieren, wenn sie nicht essen, mag eine Stunde länger als gewohnt ohne Nahrung und mit einigen Körperübungen in dieser Zeit schon eine große Veränderung sein. Andere Körpertypen können oft problemlos bis in den späten Vormittag oder Mittag nüchtern aktiv sein und staunen, wie gut man sich ohne Essen fühlen kann.

Säule 2: Grüne Smoothies

Der Wert eines Hochleistungsmixer lioegt in der Aufschlüsselung von Zellwänden. In der Befreiten Ernährung haben selbstverständlich auch Salate und gut gekaute Wildkräuter ihren Platz. Der grüne Smoothie kann einfach eine wichtige Rolle als Basis der Versorgung des Körpers einnehmen, denn dies zeigt sich in der Praxis als ausgesprochen effektiv.

3. Säule: Rohe gesättigte Fette

Kokosöl, Kokosmus und Rohmilchbutter können, wenn sie regelmäßiger Bestandteil der Ernährung sind, u.a. folgende empirisch gut belegte Wirkungen entfalten:

  • Der Körper wird besser hydriert. Dies liegt vor allem daran, dass eine einseitige Zufuhr ungesättigter Fettsäuren ohne mittelkettige gesättigte Fettsäuren mehr Wasser bindet. Die angenehme gefühlte bessere Wasserversorgung des Körpers ist von so vielen Anwendern der Befreiten Ernährung und anderer Ernährungssysteme, in denen rohe gesättigte Fette eine wesentliche Rolle spielen (Weston Price, Dr. Mercola, Primal Diet …) bestätigt worden, dass ich in diesem Punkt von einer eindeutigen empirischen Beweislage sprechen kann.
  • Der Fettstoffwechsel wird erheblich unterstützt. Laurinsäure, die in Kokosöl bis zu 59 Prozent des Fettgehalts ausmacht, ist die einzige Fettsäure, die die Mitochondrien ohne ein Trägermolekül erreicht und dort als Energiequelle verwendet werden kann. Andere Fettsäuren benötigen L-Carnitin, das nur in rotem Fleisch in nennenswerten Mengen vorkommt und ansonsten aus eigener Muskelsubstanz erzeugt oder als Nahrungsergänzung zugeführt werden muss. Wer reichlich Kokosöl oder Kokosmus genießt, benötigt kein L-Carnitin und muss keine eigene Muskelmasse abbauen, um die Mitochondrien mit Brennstoff zu versorgen.
  • Die Nutzung von Ketonen als Brennstoff wird immens erleichtert, wenn mittelkettige gesättigte Fettsäuren einen prominenten Platz in der Ernährung einnehmen. Aus diesen MCFAs kann die Leber effektiv Ketone herstellen. So ist ein höherer Anteil der Ketose im Energiestoffwechsel erreichbar, ohne dass eine extreme Einschränkung der Kohlenhydrate in der Ernährung notwendig ist.
  • Die Rohkostqualität der Fettquellen ermöglicht eine Zufuhr wichtiger Enzyme, die sowohl die Verwertung der Fettsäuren verbessern als auch direkte eigene wünschenswerte Wirkungen auf den Körper haben.

Andere Fettquellen können selbstverständlich Teil der Befreiten Ernährung sein und der in meinem Buch empfohlene Verzicht auf flüssige Pflanzenöle gilt nur für eine Umstellungszeit von drei Monaten. Wer seinen Körper einmal an die rohen gesättigten Fette gewöhnt hat, wird dann auch andere Öle nach dem eigenen Körpergefühl in Ausgewogenheit mit gesättigten Fettquellen nutzen können.

4. Säule: Energetisierte Nahrungsergänzung

Meines Erachtens nach ist nachhaltige Gesundheit ohne intelligente, und d.h. aus meiner Sicht energetisierte Nahrungsergänzung, heute nicht mehr möglich. Selbst die besten Lebensmittel sind heutzutage aus unterschiedlichsten Gründen nicht mehr geeignet alleine für eine nachhaltige Gesundheit zu sorgen. Warum das so ist, erkläre ich in diesem Artikel ausführlich.

Wenn der Körper die Basis dieser vier Säulen als Versorgung zur Verfügung hat, ist es außerdem wichtig, wieder ins Vertrauen in das eigene Körpergefühl zu finden. Wenn wir unentwegt über Ernährung nachdenken und hoffen, von Maßnahme X, Y oder Z einen weiteren Vorteil zu erhalten, erzeugen wir eine innere Spannung. Die mental gesteuerte Suche nach Vorteilen und erwünschten Effekten ist oftmals selbst eine erhebliche Blockade, auf dem Weg, sie auch zu erhalten. Denn wer viel über erwünschte Vorteile nachdenkt hat normalerweise auch Angst vor Nachteilen und verfällt in einen Modus, alles richtig machen zu wollen, was auf dieser Basis der Ernährung nicht funktioniert. Und zwar schon deshalb nicht, weil wir über das gesamteZusammenspiel von Nahrungssubstanzen im Körper nicht alles wissen können. Ebenso wenig wie die Genforschung genau ermitteln konnte, welches Gen welche Krankheit erzeugt, weil es so einfach eben nicht ist, und wie auch die Gehirnforschung anhand von Scans nicht mal eben Fragen über Liebe und Moral klären kann, so ist es auch in der Gestaltung der Ernährung wichtig, bescheiden in Bezug auf unser kognitives Erfassen der Thematik zu bleiben.

Es gibt sehr wohl einen Platz für Erkenntnisse, die in Empfehlungen umgewandelt werden können, wenn sich diese in einem überschaubaren Rahmen bewegen und empirisch gut belegt sind. Deshalb kann ich guten Gewissens die Säulen der Befreiten Ernährung empfehlen.

Die Kunst einer Ernährung, die wirklich zufrieden macht, Ästhetik und Freude am Essen in den Vordergrund stellt und dabei gleichzeitig unglaublich gesundheitsfördernd ist, kann aber in den Einzelheiten nur jeder Mensch für sich selbst erforschen und gestalten.

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Bild: Charisse Kenion on Unsplash

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