Vor 20 Jahren lernte ich über drei Jahre hinweg ein ungewöhnliches Heilverfahren, dass Body Electronics genannt wird. Es wurde in den 1980er Jahren von Dr. John Whitman Ray entwickelt und besteht in der Anwendung aus dem Halten bzw. Drücken bestimmter Akupressur-Punkte am Körper. Der große Unterschied zu regulärer Akupressur besteht darin, dass mehrere Menschen an einer Person Punkte drücken und dass dies über lange Zeiträume durchgeführt wird – ein bis zwei Stunden sind dabei eine normale Dauer für eine Behandlung. Was Dr. Ray postulierte, war die Präsenz kristallisierter Formen von Neuromelanin (nicht zu verwechseln mit dem Melanin in den Hautpigmenten) in Akupressur-Punkten, die körperliche, emotionale und andere Eindrücke, die nicht richtig verarbeitet werden konnten, speichern. Durch Druck, so sagte Dr. Ray, werden diese Kristalle aktiviert und beginnen, sich aufzulösen. Dies kann Störungen im Fluss der Lebensenergie, in den Drüsenfunktionen und in Nervenfunktionen aufheben und Regenerationsprozesse, die bislang nicht vollständig ablaufen konnten, in Gang bringen. Durch meine über Jahre gewonnen Beobachtungen mit Menschen, die sich regelmäßig trafen um sich gegenseitig Body Electronics-Sitzungen zu geben, kann ich diese grundlegende These von Dr. Ray bestätigen.
Tapas Bodywork – meine Weiterentwicklung
Ich habe großen Respekt für die Pionierleistung von Dr. Ray. Dennoch stellte ich nach einigen Jahren fest, dass mir in der Methode Body Electronics etwas fehlte. Ich könnte es wohl so ausdrücken, dass Body Electronics für mein Empfinden eine gewisse Rigidität beinhaltet, sowohl in der Anwendung, wie auch in der Interpretation von Heilungsprozessen. Durch eigene Erfahrungen in der Arbeit mit Menschen und durch exzellente Lehrer/innen in Taoistischen Heilkünsten, Ayurveda und Siddha-Medizin hat sich mir ein neuer Zugang dazu erschlossen, wie die Auflösung kristalliner Strukturen, die unsere Heilung und Selbsterkenntnis blockieren, unterstützt werden kann. Ich nenne diese Weiterentwicklung
Tapas Bodywork
Das Sanskrit Wort „Tapas“ aus der Yoga-Lehre bedeutet reinigende Hitze und wird oft mit der spirituellen Disziplin gleichgesetzt, sich dem Unangenehmen, den eigenen Schattenanteilen zu stellen, ohne davon auszuweichen. So entsteht das Feuer des Tapas, in dem die Eindrücke (Samskaras in der Yoga-Sprache) verbrennen können.
Tapas Bodywork ist somit eine konkrete Anwendung einer auf Heilung und Erkenntnis ausgerichteten Lebenseinstellung. In Tapas Bodywork wird der Körper durch Mikronährstoffe und energetische Übungen zunächst vorbereitet, um Brennstoff für das reinigende Feuer aufzubauen. In der Ayurveda-Medizin wird Feuer (Tejas) als eine Energie im Körper bezeichnet, die reinigen und heilen kann, die aber auch genügend Brennstoff (Ojas) braucht, damit der Körper davon nicht ausgelaugt wird. Auf die Sättigung mit Mikronährstoffen hat schon Dr. Ray hingewiesen und erlebt, dass Body Electronics auf der Basis einer schlechten Ernährung nicht richtig wirken. Ich füge dieser wichtigen Erkenntnis die effektiven Übungen hinzu, mit denen Ojas, die Grundlage aller energetischen Heilprozesse durch reinigendes Feuer, deutlich verstärkt werden kann. Ojas kann teilweise mit dem Begriff des Jing in der Chinesischen Medizin gleichgesetzt werden und meiner Erfahrung nach ist eine Stärkung des Jing ein Schlüsselelement, dass alle weiteren, spezifischen Anwendung von Energie für Heilung viel wirksamer macht. Dies konnte ich eindrucksvoll bei meinem ersten Jing-Lehrer Gary Clyman erleben, der in Heilbehandlungen mit Menschen, die Jing-Kultivierung von ihm lernten, mit einer beeindruckenden Effektivität arbeiten konnte .
Das Yin und Yang von Tapas Bodywork
Tapas Bodywork benötigt eine Bereitschaft des Menschen einerseits zu einer gewissen Disziplin in der Ernährungs- und Lebensweise und im Praktizieren von Übungen zur Steigerung der Lebensenergie. Dies ist der yang-betonte Aspekt dieser Methode. Andererseits erschließt sich die Wirksamkeit in den Sitzungen und danach, wenn die kristallisierten Strukturen in Bewegung kommen, durch Hingabe, Absichtslosigkeit, einfaches Präsent-Sein mit dem, was sich zeigt. Hier ist der yin-Aspekt von Tapas Bodywork, der auch in unserer zielorientierten Zeit ausgesprochen wichtig ist. In dieser Ausgewogenheit der yin und yang-Elemente findet sich eine interessante Parallele zur Yoga-Tradition und zu taoistischen Systemen der Selbstkultivierung: Einerseits ist Disziplin wichtig, aber die Früchte erschließen sich dadurch, dass man nicht angespannt versucht, Ergebnisse zu erreichen, sondern indem man sich dem Prozess, der sich entfaltet, unvoreingenommen hingibt und eine größere Weisheit, als das eigene mentale Fassungsvermögen, walten lässt. Somit ist Hingabe nichts Lethargisches und Disziplin nichts Rigides.
Ich sehe Tapas Bodywork als etwas, dass sich Menschen auf der Basis einer gewissen Schulung gegenseitig geben können, um sich in Heilungsprozessen zu unterstützen. Auf diese Weise hat auch Body Electronics vielen Menschen geholfen und dies entspricht alten kulturellen Traditionen, in denen es zwar auch eine Arzt, Heiler oder Schamanen gab, die aber auch jedem Menschen zugetraut haben, Andere effektiv in der Heilung zu unterstützen. Als ich Gary Clyman mal fragte, was denn aus seiner Sicht notwendig ist, um Heilungen in anderen Menschen zu fördern, sagte er auf seine unnachahmliche Art „es wäre vorteilhaft, am Leben zu sein.“ Nun möchte ich gerne diese Methode zur Verfügung stellen und hoffe, dass sie auf breite Resonanz trifft, so dass wir zusammen einen Beitrag zu einer etwas gesünderen Welt anbieten können.
Fragen zu Tapas Bodywork?
Wenn Ihr Fragen zum Seminar habt, schreibt bitte an info@christian-dittrich-opitz.de.
Bild: Toa Heftiba on Unsplash