Zu Beginn der Corona-Maßnahmen im Jahr 2020 schrieb ich einen Newsletter mit dem Titel „Normopathie“ in Anlehnung an Erich Fromms brillantes Buch „Die Pathologie der Normalität“. Dieser Newsletter führte zu mehr Feedback, als jeder andere, den ich bislang geschrieben habe. Unter anderem bekam ich eine Mail von Christian Salvesen, einem vielseitigen Autor und Journalisten, dem ich bislang nie persönlich begegnet war, aber dessen Arbeit ich sehr schätzte. Christian Salvesen fragte mich, ob ich mit ihm zusammen ein Buch zum Thema Normopathie schreiben würde. Und so entstand unser gemeinsames Buch mit diesem Titel.

Lesedauer: 2 Minuten 

In „Normopathie – Das drängendste Problem unserer Zeit“ geht es um das massenpsychologische Phänomen der Konformität, der unbequemen Tatsache, dass Menschen für das Gefühl der Zugehörigkeit gesunden Menschenverstand, kritisches Denken und offensichtliche Nachteile für ihr Leben in Kauf nehmen. 

Wenn wir auf die Welt kommen, ist die Zugehörigkeit zu unserer Familie absolut lebensnotwendig – es dauert viele Jahre, bevor wir in der Lage sind, für uns selbst zu sorgen. Zivilisationen mit ihrem mehr von der Natur entfremdeten Lebensstil haben die Zeitspanne, die wir brauchen um auf eigenen Füßen zu stehen, noch verlängert. Während ein Kind eines Naturvolkes wahrscheinlich in den ersten zehn Lebensjahren fast alles lernen kann, was es zum überleben in seiner Welt braucht, müssen Menschen in der modernen Welt viele Fähigkeiten entwickeln, nicht um mit der Natur und dem Leben an sich, sondern mit der menschengemachten Zivilisation zurecht zu kommen.  Und so ist das Gefühl der Notwendigkeit von Zugehörigkeit zu einem Kollektiv paradoxerweise ausgerechnet in der heutigen Welt, die sich so sehr damit rühmt, das Individuum in seiner freien Entfaltung zu fördern, ausgesprochen prägend geworden.

Wir Menschen sind generell nicht gut darin, realistisch einzuschätzen, warum wir denken, was wir denken und warum wir handeln und entscheiden, wie wir es tun. 

Wir überschätzen unsere Freiheit des Denkens und unterschätzen unsere Beeinflussbarkeit. Genau aus diesen Gründen funktionieren Werbung, politische Wahlkämpfe, die Arbeit von Image-Beratern und aus diesen Gründen können unheilvolle Trends eine Eigendynamik entwickeln, der man sich nur schwer entziehen kann. 

Unser Buch lädt zu einer ehrlichen Bestandsaufnahme unserer modernen Welt und ihrem normopathischen Druck auf das Individuum ein. Natürlich geht es dabei um die Corona-Maßnahmen, aber eben auch um ein tieferes Verständnis dafür, warum solche Massenphänomene entstehen. Und schließlich geht es um die innere Disziplin der Selbsterforschung und des Entdeckens einer Sicherheit, die nicht durch Gedankengebäude gestützt ist, sondern eine Qualität unseres Wesens an sich ist, die wir so oft mit Gedankengebäuden überlagern, dass sie aus unserem Bewusstsein zu verschwinden scheint. 

Aber authentische Sicherheit, jenseits unseres Denkens und unsere Ansichten ist nicht nur möglich, sondern tatsächlich präsent und kann deshalb immer entdeckt werden. Darin verankert, können wir unser eigenes Denken von der Last befreien, uns Sicherheit geben zu müssen und somit sind wir auch nicht mehr davon abhängig, durch Konformität im Denken und der daraus resultierenden Zugehörigkeit zu einem Kollektiv Sicherheit zu finden. 

Hier könnt ihr das Buch kaufen:

https://www.kamphausen.media/normopathie-das-draengendste-problem-unserer-zeit/t-9783958835450

Hier mein Gespräch mit Ilan Stephani zum Thema Normopathie